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Wasserball-Leckerbissen an der Weser

Der Bundestrainerfrage mag derzeit die Diskussionen in der nationalen Wasserballszene beherrschen, doch am morgigen Dienstagabend rückt mit dem ersten Länderspiel des neuen Jahres endlich auch das sportliche Geschehen im Becken in den Blickpunkt: Am dritten Vorrunden-Spieltag der Weltliga trifft die deutsche Nationalmannschaft der Männer in Bremen auf den WM-Fünften Spanien (19 Uhr, Uni-Bad), und mit dem erstmaligen Auftritt der DSV-Auswahl an der Weser wird es in jedem Fall einen Eintrag in den Annalen der traditionsreichen Sportart geben.

Für den Landesschwimmverband Bremen (LSVB) ist die Austragung des morgigen Weltliga-Duells in jedem Fall etwas ganz Besonders: In der 114-jährigen Länderspielgeschichte des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) hat noch nie ein Wasserball-Länderspiel in der Hansestadt stattgefunden, wobei mit dem zweimaligen Weltmeister Spanien sogar ein internationaler Hochkaräter an der Weser gastiert. Teammanager Michael Zellmer (Hannover) geht mit internationalen Duellen nach eigenem Bekunden gerne in die „Wasserball-Provinz“, dieses auch in der Hoffnung, außerhalb der Hochburgen Werbung für die Sportart zu machen: „Damit die Leute mal sehen, wie rasant das zugeht“, setzt der Olympiateilnehmer von 2004 und 2008 auf stimulierende Effekte.

Die einheimischen Macher hoffen auf einen tollen Abend: Wasserball auf diesem Niveau bietet den heimischen Aktiven spektakulären Anschauungsunterricht und Anregungen für das eigene Spiel in einer völlig anderen Dimension. Doch die Sportart kann in der Hansestadt auch im Umfeld durchaus Rückenwand brauchen: Das als Spielerstätte vorgesehene Uni-Bad, die einzige Schwimmhalle in der Hansestadt mit Ausmaßen für nationale und internationale Spiele, steht mit seinem in die Jahre gekommenen 50 x 25 Meter-Becken vor dem Abriss. Mit dem jüngsten Senatsbeschluss zum neuen Bäderkonzept scheint hier der erste Schritt in die Zukunft getan zu sein, und der sportliche Leckerbissen könnte für dessen Weiterentwicklung durchaus noch stimulierend wirken.

Besagter Anschauungsunterricht ist auch im Interesse des gastgebenden Bremer Verbandes, der in der jüngsten Vergangenheit Akzente vornehmlich in der Nachwuchs- und Basisarbeit gesetzt hat: So organisiert der LSVB das größte Schulwasserballturnier Deutschlands, an dem alljährlich 16 Mannschaften teilnehmen. Auch der mit dem Hamburger Schwimmverband gemeinsam organisierte Norddeutschen Mini-Cup dürfte mit sechzehn U11-Teams zum größten Turnier seiner Art in Deutschland gehören. Ebenso genießt das große Sommerturnier des Bremischen SV um den Achterdiek-Cup, das im vergangenen Jahr 27 Mannschaften angelockt hat, bundesweite Anerkennung.

Bereits seit Donnerstag laufen in der Spielstätte an der Badgasteiner Straße die Vorbereitungen für diese Vorrundenpartie des seit November weltweit ausgespielten Wettbewerbs, in der die deutsche Mannschaft in der Europa-Gruppe B neben den Spaniern noch auf den Titelverteidiger und amtierenden Europameister Serbien sowie den Premierengewinner Russland trifft. Die internationale Dimension der 2002 eingeführten Weltliga kommt bereits durch das das Parallelduell dieser Viererrunde zum Ausdruck: Dieses startet bereits um 16:30 Uhr deutscher Zeit unweit des Kaspischen Meeres im russischen Astrachan, wo Russen und Serben um die Tabellenführung nach der Hinrunde kämpfen.

Ein Restkontigent an Karten für die morgige Partie (10 Euro bzw. 5 Euro ermäßigt) steht noch an der Abendkasse zur Verfügung.

Aus der Bremer Wasserball-Historie

Wasserball wurde in Bremen schon vor dem Ersten Weltkrieg gespielt. Bei den früheren Sechser-Endrunden zur Kür des deutschen Meisters schaffte der Bremische SV 1956 in der Hochburg Hamm als Dritter hinter Gastgeber SC Rote Erde und dem 1. FC Nürnberg den Sprung auf das Podest, und der Medaillengewinn im traditionsreichen Jahn-Freibad ist bis heute der größte Erfolg einer Bremer Wasserball-Mannschaft geblieben. BSV-Spieler Hans-Werner Seher fuhr im gleichen Jahr zudem nach gelungener Qualifikation in den Duellen gegen die DDR mit der DSV-Auswahl zu den Olympischen Spielen ins australische Melbourne. Bei zwei weiteren Endrundenauftritten folgte für die „Schlüssel-Sieben“, wie das Team in Anlehnung an Vereins- und Stadtwappen auch genannt wurde, 1957 ein fünfter Platz im heimischen Stadionbad sowie Rang sechs 1964 in Duisburg.

In der Premierensaison der Wasserball-Bundesliga 1969/70 gehörten der BSV auch zu den 18 Gründungsmitgliedern und ließen nach dem sofortigen Abstieg aus der Nord-Staffel noch lange Jahre in den norddeutschen Ligen folgen. Der später dann an der Weser führende SV Bremen 10 wurde 1996 Meister der damaligen Regionalliga Nord, verzichtete allerdings auf den möglichen Aufstieg in die eingleisige zweite Bundesliga. Bis dato jüngstes Highlight war ein vierter Platz der E-Jugend der SGW Bremen, einer Kombination der Traditionsklubs SV Bremen 10 und des SV Weser, auf der deutschen Pokalendrunde dieser Altersgruppe im Jahre 2012. Der aktuell erfolgreichste Wasserballer mit Bremer Wurzeln ist Felix Haarstick, der seit 2007 beim amtierenden deutschen Pokalfinalisten Waspo 98 Hannover spielt und mit den Niedersachsen in der laufenden Saison sogar bis in das Viertelfinale des Euro Cups (entspricht der Europa League im Fußball) vorgedrungen ist.

Wolfgang Philipps