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Premiere für den SVL

Wasserballer beim Euro-Cup in Aix

Die Erstliga-Wasserballer des SVL treten am ersten Dezemberwochenende beim LEN Euro-Cup im französischen Aix-en-Provence an. Das Turnier findet unter extrem schwierigen Corona-Bedingungen satt. Ziel ist Platz zwei – damit würden sich die Ludwigsburger bei ihrer internationalen Premiere für die Runde der letzten 16 Mannschaften qualifizieren.

Trotz Corona spielen oder nicht spielen beim Euro-Cup in Aix? Diese Fragen war für den Ludwigsburger Team-Manager Adrian Jakovcev und den Vizepräsident, Matthias Nagel, schnell geklärt. Ludwigsburg tritt an – trotz der Pandemie. Auch, um eine Zeichen zu setz en: seht her, der Wasserball lebt! Obgleich in der Bu ndesliga der Spielbetrieb nach wie vor ruht.

Bei dem kleinen Turnier in Südfrankreich spielt der SVL gegen Vouliagmeni aus Griechenland, Carouge aus der Schweiz und gegen den Gastgeber Pays d’Aix. Das große Ziel sei Platz zwei, sagt der Manager. Denn die ersten beiden Teams qualifizieren sich für das Achtelfinale im kommenden Jahr. Die Griechen seien kaum zu schlagen, es handele sich um eine Profimannschaft auf dem Niveau des deutschen Top-Teams aus Spandau.

Die Schweizer hingegen sollten zu schlagen sein. Im Spiel gegen Aix also dürfte es um die Entscheidung gehen. Der Spielplan, sagt Jakovcev, „ist gut für uns“ – denn das vermutlich entscheidende Spiel gegen die Franzosen ist das letzte der drei Spiele.

In der Woche vor dem kleinen Turnier bereitet sich der SVL mit einem Trainingslager in Montpellier vor. Geplant sind mehrere Testspiele gegen Montpellier, einer Mannschaft, die laut Team-Manager etwa auf dem Niveau von Aix spielen sollte. Diese Vorbereitung während der Tage bis zum ersten Spiel gegen die Griechen sei bitter nötig. Denn in der Wasserball-Bundesliga laufe nichts, leider.

Sehr zum Ärger vieler deutscher Teams. Die Clubs sind nicht glücklich mit ihrem Verband, denn vom DSV „kommt gar nichts“, kritisiert Jakovcev. Es gebe keine Ansagen zum Thema Bundesliga. Und auch die Vorbereitungen für den ersten internationalen Auftritt des SVL musste der Verein komplett ohne Beratungen oder Tipps speziell zum Thema Corona stemmen.

Nun sei aber alles geregelt. Die Spieler werden mindestens viermal auf das Virus getestet: vor der Abreise sowie vor den gemeinsamen Trainingsmaßnahmen in Montpellier und nach Vorgabe der LEN unmittelbar vor und während dem Turnier.

In Montpellier und in Aix dürfen die Spieler das Hotel nur verlassen, um ins Bad zu gelangen. Frankreich ist im Lockdown. Nach dem Training beziehungsweise nach den Spielen geht es dann sofort wieder direkt zurück ins Hotel. Nach Aix fährt die Mannschaft mit zwei Kleinbussen und einem PKW. Die Anreise dauert etwa zehn Stunden, aber es gebe derzeit keine Direktflüge, sagt der Manager. Man habe alles getan, um eine Infektion der Spieler zu verhindern. Aber klar, ein Restrisiko bleibe immer.

„Wir wollen den Verein, die Stadt Ludwigsburg und Deutschland auf internationalem Parkett würdig vertreten“, sagt Jakovcev. Mit einem Augenzwinkern und mit Blick auf die anstehenden Spiel spricht er indes auch von einem „Glücksspiel“ und sagt: „Es kann alles passieren.“ Niemand wisse, wo genau die Mannschaft zurzeit stehe.

Klar, man konnte einigermaßen trainieren. Das Ludwigsburger Fitnessstudio Pure öffne speziell für die Wasserballer. Und das Campusbad war für die Ludwigsburger Erstligaspieler in den vergangenen Wochen auch geöffnet. Doch seit dem ersten Lockdown ein Frühjahr waren die Bäder eben oft auch geschlossen, immer wieder habe man aussetzten müssen mit dem regulären Training.

Im April wurde sogar ab und zu im Neckar geschwommen – Not macht halt erfinderisch. Die ganz spezielle Lage wegen Corona, sagt der Manager, sei allen Spielern bewusst. „Aber wir denken nicht ständig dran, wir lassen uns nicht belasten.“

Der SVL reist mit 13 Spielern nach Frankreich, Abiturient Leopold Friedrich bleibt mangels Schulbefreiung in Ludwigsburg. Das Turnier findet wie zuletzt shcon gewohnt ohne Zuschauer und unter strengen Hygieneauflagen statt. Das ist schade, aber wegen der Pandemie gibt es keine Alternative.

In anderen Zeiten wären sicherlich eine paar Fans und Vertreter der Sponsoren sehr gerne mit der Mannschaft nach Aix gereist. Das SVL-Wasserball-Urgesteien Dieter Gscheidle zum Beispiel wäre sicherlich dabei gewesen, sagt Jakovcev. Der Dieter hätte sich den ersten internationalen Auftritt seines SVL bei einem Turnier sicherlich nicht entgehen lassen.

Der SV Ludwigsburg will mit den Spielen in Südfrankreich auch an die großen Zeiten des Vereins anknüpfen. In der 1960er-Jahren stellte der SVL mehrere Nationalspieler und Olympiateilnehmer. 1961 war der SV Ludwigsburg Süddeutscher Meister und Deutscher Vizemeister. Der aktuelle Team-Manager hatte vor dem geplanten und dann abgesagten Start der Bundesliga erklärt, der SVL wolle spätestens in fünf Jahren wieder mitspielen um den nationalen Titel.

Jetzt also geht es zunächst mal um den Euro-Cup. „Wir werden uns durch die schwierigen Zeiten kämpfen“, sagt Jakovcev. Für die deutschen Teams dürfte das Turnier auch deshalb besonders schwer werden, weil sie seit vielen Monaten kaum Spielpraxis haben. In vielen andern Ländern, sagt der Manager, werde in den obersten Liegen schon wieder gespielt, etwa in Italien, Ungarn, Spanien – und auch in Frankreich, was ein Vorteil für Aix sein könnte.

Um besser zu werden, sagt der Manager, „müssen wir spielen, das ist einfache Mathematik“. Deshalb sei die Vorbereitung in Montpellier auch so wichtig. Die Reise nach Südfrankreich wird für des SVL ein großes sportliches Abenteuer mit ein paar Unbekannten.

Ein finanzielles Abenteuer werde der Trip aber nicht, sagt Nagel. Weil der Bundesliga-Betrieb ruhe, werde Geld eingespart und auch bei der Anreise wählte man gezwungenermaßen die kostengünstigste Variante. Die Kosten für den Wasserball im Verein würden „nicht viel größer als sonst“. Zudem solle der erste internationale Auftritt des SVL zu „einem Türöffner für weitere Sponsoren werden“ und man hoffe zudem noch auf avisierte öffentliche Förderungen.

Im Falle einer Qualifikation des SVL für die nächste Runde im Euro-Cup würden die kommenden Spiele wohl erst im Frühjahr stattfinden – so Corona will. „Alles, sagt Matthias Nagel, „ist ein Wundertüte“. Die Achtelfinal-Spiele finden dann – wie beim Fußball auch – jeweils mit Hin- und Rückspiel statt.

Die Ludwigsburger dürften also einmal daheim antreten. Wobei sich die Frage stellt: Wo ist daheim? Das Campusbad ist ungeeignet, weil zu klein. Gleiches dürfte für das Stadionbad gelten, das derzeit ohnehin geschlossen ist. Bliebe womöglich nur ein Ausweichen in das Stuttgarter Inselbad. Aber vielleicht, vielleicht öffnen die Stadtwerke ja das Freibad in Hoheneck früher als sonst.

Zunächst indes gilt es für den SVL, die Qualifikation zu schaffen. Wer zuschauen will, wie sich das Team am ersten Wochenende im Dezember schlägt: der Club aus Aix hat angekündigt, dass es im Internet einem Live-Stream geben soll.