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„Dann sehen wir, wo wir stehen“

Olympiasieger Serbien zu Gast in Berlin

Von Wolfgang Philipps

Die deutsche Nationalmannschaft kann sich beim anvisierten Neuaufbau für die Olympischen Spiele 2020 und 2024 nicht verstecken: Kein Geringer als der amtierende Titelverteidiger und frischgebackene Olympiasieger Serbien stellt sich am heutigen Dienstagabend am zweiten Spieltag der Weltliga in der Europa-Gruppe A in Berlin vor und wird die stark verjüngte Auswahl des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) in dieser frühen Phase des neuen Olympiazyklus schon jetzt einmal auf Herz und Nieren testen. Das Anschwimmen in der Schöneberger Schwimmsporthalle startet um 19:30 Uhr. Ein Livestream wird unter https://www.youtube.com/channel/UCZ-wdR1cOVtt7Ts4jlUpLjA/live geboten werden.

Tabellarische Überlegungen spielen für die heutige Partie keine große Rolle: Nur der Sieger dieser Vierergruppe und ein eventueller Endrundenausrichter qualifizieren sich für das 20. bis 25. Juni 2017 an noch unbekannter Stelle stattfindende Achterfinale der Weltliga („Super Final“), und hier gelten die Serben in der Gruppe A als klarer Favorit. Dieses liegt weniger an dem 19:8-Sieg der „Blauen“ vor Monatsfrist im Auftaktduell gegen den EM-Zehnten Rumänien, der dann am 10. Januar nach Duisburg kommen wird, sondern an dem Umstand, dass Serbien als erstes Team der Sportart mit Goldmedaillen bei Olympia, Weltmeisterschaft, Weltcup und Weltliga erstmals alle vier großen Titel des Weltwasserballs gleichzeitig in seinen Besitz bringen konnte.

„Alles andere als eine klare Niederlage wäre eine Riesenüberraschung, aber vielleicht können wir sie ja zumindest am Anfang etwas ärgern“, sagt Interimstrainer Hagen Stamm (Berlin), der gemeinsam mit Uwe Brinkmann (Hannover) ein weiteres Mal die deutsche Auswahl betreuen wird. Die Möglichkeit einer deutlichen Niederlage schreckt die Verantwortlichen dabei nicht: „Dann sehen wir, wo wir stehen“, sagt Brinkmann, der beim bereits eingeleiteten Neuaufbau des Teams keine Schönfärberei sehen möchte. Dass das Duo heute Abend nach dem turbulenten Slowakei-Spiel noch ein weiteres Mal am Beckenrand steht, ist dabei gewollt: So wird der neue Bundestrainer, der im neuen Jahr seine Aufgabe übernehmen soll, nicht mit dem möglichen Makel einer Schlappe behaftet, für die er mangels gemeinsamer Vorbereitung kaum verantwortlich zu machen wäre.

In Berlin wird es auf deutscher Seite bewusst das jüngste Nationalmannschaftsaufgebot seit langen Jahren geben. Für die 13 Plätze im Duell mit den Weltstars der Sportart sind von dem Trainerduo 16 Aktive eingeladen worden, darunter gleich sechs Länderspielneulinge. Auf den beiden bei internationalen Spielen vorgesehenen Torhüterpositionen wird es mit Christopher Hans (ASC Duisburg) und Lokalmatador Florian Thom (SG Neukölln) sogar zwei Aktive ohne bisherigen internationalen Einsatz geben, nachdem Hans bei dem von einer Krankheitswelle überschatteten ersten Weltliga-Duell in der Slowakei als personelle Rückversicherung mit einer Feldspielerkappe auf der Bank gesessen hat. „Das ist alles abgesprochen“, gibt sich Uwe Brinkmann trotz der Schwere der Aufgabe bewusst unaufgeregt.

Serbiens Trainer Dejan Savic, zuletzt zum Welttrainer des Jahres 2016 im Männer-Wasserball gekürt, will in dieser frühen Phase der neuen Saison zwar auch testen, bringt aber trotzdem sieben seiner 13 Olympiasieger von Rio de Janeiro (Brasilien) mit nach Berlin. Darunter befinden sich absolute Topstars der Sportart wie Filip Filipovic (Weltwasserballer des Jahres 2015 und bester Spieler des Olympiaturniers), Dusan Mandic (vier Tore im Olympiafinale) und Center Dusko Pijetlovic (am vergangenen Mittwoch sechs Tore im Champions League-Spiel gegen Waspo 98 Hannover). Die vermeintlich neuen Gesichter des Teams hätten in Deutschland und auch einigen anderen Nationalmannschaften allerdings ebenfalls schon länger zum Stammpersonal gehört.

Was auf das deutsche Team daher am Dienstagabend zukommen mag, konnten die Fans bereits am vergangenen Mittwoch bei den angebotenen Livestreams erahnen: Auf Vereinsebene spielen das genannte Duo gemeinsam in der Champions League für das Starensemble des italienischen Rekordmeisters Pro Recco, das dem deutschen Vertreter Waspo 98 keine Chance ließ. Doch die Weltliga ist jedoch als Wettbewerb der besten Nationalmannschaften ins Leben gerufen worden: Auf deutscher Seite sind die Verantwortlichen froh, dass sie sich mit Teams dieser Güte messen können, und auf die Fans der Sportart wartet zum Nikolaustag in jedem Fall ein sportlicher Leckerbissen.