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Herzschlagfinale im Stuttgartderby

Von Felix Heck
Stuttgart – Gigantischer hätte die Kulisse für ein Stadtderby kaum sein können: Knapp 100 Zuschauer fanden am Sonntagabend bei bestem Mittsommerwetter den Weg ins Vaihinger Freibad Rosental, wo der achtplatzierte PSV Stuttgart den siebtplatzierten SV Cannstatt zum großen Showdown der Saison bat. Ein packendes Schlussviertel fand schließlich in Jubelschreien auf der Bank der Gäste sein Ende. Der SVC gewann mit 8:7 (2:2, 2:1, 2:1, 2:3).

Mit dem hart erkämpften Sieg brach für den überglücklichen Andras Feher dabei ein fast unglaublicher Auswärtsfluch seiner Mannschaft: Seit etwas mehr als zwei Jahren war keiner ersten Mannschaft des Lokalmatadors ein Punktgewinn in fremden Gewässern mehr gelungen – eine Pechsträhne mit fast historischen Ausmaßen. Doch bis zur endgültigen Überlistung des belastenden Auswärtsfluchs lag auch für die in voller Mannschaftsstärke angereisten Gäste ein beschwerlicher Weg – inklusive Herzschlagfinale. Wie bereits in den Partien zuvor fand der Schwimmverein Cannstatt stark ins Spiel, vermochte dann aber nicht für klare Verhältnisse zu sorgen. Auch der PSV Stuttgart agierte auf Augenhöhe und zeigte kein Interesse, dem Konkurrenten aus Stuttgarts größtem Stadtteil auch nur einen Punkt zu schenken.
Es entwickelte sich ein Spiel auf hohem Niveau und mit riesigem Spannungsfaktor, das beiden Seiten sichtlich Spaß zu machen schien. Einzig die Torausbeute blieb beiderseits hinter den Erwartungen zurück – nicht zuletzt wegen der fast unheimlich hohen Zahl der Aluminiumtreffer und Fehlversuche. Aber auch die zwei starken Torhüter, Ex-Cannstatter Bojan Mrdja für den PSV und Stammkeeper Anastasios Bitsos für den SVC, hatten ihren Anteil an der mauen Torausbeute. Besonders der erneut spitzenmäßig aufspielende Anastasios Bitsos konnte einmal mehr seine recht junge Position als erster Mann zwischen den Pfosten bestätigen. So verhinderte er Mitte des zweiten Viertels in größter Not die Veredlung eines sehenswerten Konters von PSVler Mike Troll. Auch in den entscheidenden Schlussminuten warf sich das Cannstatter Eigengewächs wagemutig in jeden noch so schwierigen Ball.
Lange erhielten jedoch weder Bitsos noch sein ebenfalls bestens aufspielender Gegenspieler nennenswerte Erleichterung durch ihre jeweiligen Vordermannschaften: In einer defensiv geprägten ersten Hälfte vermochte kein Team für klare Torverhältnisse zu sorgen, weswegen es mit einem knappen 4:3 für den SV Cannstatt in den dritten Spielabschnitt ging.
Erneut erwischte der Traditionsverein vom Neckar daraufhin den besseren Start und sorgte für bange Minuten der Stille auf der Tribüne: Rekonvaleszent Benjamin Lehmann erhöhte gleich nach dem Seitenwechsel sehenswert mit seinem ersten Ballkontakt auf 5:3 – der erste komfortablere Vorsprung aus Cannstatter Sicht. Doch die Hausherren ließen sich selbst durch ein spektakuläres Rückhandtor von Lennart Löscher nicht aus der Ruhe bringen, was kurz vor Schlusspfiff auch belohnt wurde. Nach einigen schwachen Cannstatter Angriffsminuten glich der PSV Stuttgart in Form von Oliver Schmalzing zum 7:7 aus – mit 1:27 Minuten Restzeit auf der Uhr.
Doch nochmals mobilisierte das Team um Trainer Andras Feher all seine Kräfte: Im direkt darauffolgenden Angriff nahm sich Youngster Tim Kraut ein Herz, zimmerte den Ball aus sechs Metern abgebrüht in den Kasten des PSV Stuttgart und machte dadurch Platz für lautstarke Jubelstürme an der Bank der Cannstatter.
Auch Trainer Andras Feher war die Erleichterung über das erste gewonnene Auswärtsspiel seit zwei Jahren sichtlich anzumerken: „Solche Negativserien machen einem schon zu schaffen. Wir haben in den Heimspielen immer wieder gezeigt, was wir können, haben das aber nie so ganz auf Auswärtsfahrten reproduziert. Heute hat alles gepasst – der Fluch ist gebannt!“ Eine Revanche gegen den ebenfalls starken PSV Stuttgart wird es indes erst einmal nicht mehr geben. Vor Anpfiff musste PSV-Abteilungsleiter Bernd Pfeiffer mit dem freiwilligen Rückzug der ersten Mannschaft aus der 2. Liga eine wahre Hiobsbotschaft für den Wassersport in der Landeshauptstadt überbringen. Zu hoch waren letztendlich die Kosten geworden, zu viele Bäderprobleme hätten sich in den kommenden Spielzeiten ergeben und zu viele ehemalige Leistungsträger hatten sich für ein Karriereende entschieden.
Umso schöner also das dem Polizeiverein absolut würdige Herzschlagfinale im vorerst letzten Stadtderby – und der schlussendliche Triumph des Platzhirsches aus Cannstatt.

PSV Stuttgart: Bojan Mrdja (TW), Matthias Epple, Luka Dokovic, Jürgen Vernerey (1 Tor), Paul Hering, Johannes Christoph (1), Oliver Schmalzing (4), Robert Berghoff, Jan-Michel Groß, Mike Troll (1), Oliver Rodi, Tim Ilzhöfer, Christopher Prätzel
SV Cannstatt: Anastasios Bitsos (TW), Miles Müller, Fabian Thran, Julian Thran, Lennart Löscher (2), Adrian Thran (2), Evan Müller, Daniel Stoll, Braeden Drennan, Benjamin Lehmann (1), Finn Julius Wörn (1), Robin Rüdt, Tim Kraut (2)