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Der deutsche Wasserball geht erneut in einen längeren Lockdown: Auf einer Videokonferenz mit Vertretern des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) und zahlreicher Erstligisten wurde am vergangenen Donnerstag unter Hinweis auf die massiv gestiegenen Corona-Fallzahlen eine komplette Aussetzung des nationalen Spielbetriebs bis in das Jahr 2021 hinein beschlossen. Damit ist auch für Frauen-Bundesligist SV Nikar Heidelberg die zwischenzeitlich verlängerte Saison 2019/2020 endgültig beendet.

Endgültig abgesagt wurden damit sämtliche noch verbliebenen Titelkämpfe des Jahres 2020, so dass es erstmals seit der Premiere 1982 keinen deutschen Frauenmeister geben wird. Zudem wurde der Start der Spielzeit 2020/2021 auf unbestimmte Zeit verschoben: Wie es in einer Pressemitteilung heißt, sollen die Entscheidungen im Januar oder im März des kommenden Jahres überprüft und dann über einen möglichen Saisonstart im März bzw. Mai beraten werden. Sprach der DSV von einem „verantwortungsvollen Verzicht im Kontaktsport Wasserball“, sehen andere Offizielle die Lage wesentlich pragmatischer: „In spätestens zwei Wochen hätten wir keine Bäder mehr gehabt“, weist Bundesliga-Spielleiter Uwe Muck (Bochum) auf die größte Achillesferse der Sportart hin.

Heidelbergs Frauen hatten sich bereits vor Wochenfrist nach der Absage des Qualifikationsturniers in Bochum innerlich ohnehin schon von der alten Saison verabschiedet: „Bei uns war da die Luft raus“, berichtet Nikar-Trainer Dr. Kai van der Bosch nach Wochen intensiven Trainings von allgemeiner Enttäuschung. Mehrere Vereine hatten zwischenzeitlich noch auf ein kurzfristiges Meisterschaftsturnier am 31. Oktober und 1. November im bis dato noch nicht zum Risikogebiet erklärten Hannover gehofft, doch mit dem DSV-Beschluss ist auch dieser letzte Plan Makulatur. „Das war ohnehin nicht realistisch“, hatte van der Bosch schon im Vorfeld wenig auf die Idee gegeben.

Noch dramatischer als die Meisterschaftsabsage gestaltet sich allein aus psychologischer Sicht die erneute Spielpause von vier, vielleicht sogar sechs Monaten: Heidelberg hat seit März lediglich die beiden Partien der deutschen Pokalendrunde in Berlin absolviert, andere Vereine sind seitdem gar nicht mehr aktiv gewesen. Weiteres Ungemach droht bundesweit zudem bei den Trainingsbedingungen: „Wenn die Bäder noch lange geschlossen bleiben, geht dem Wasserball mindestens ein ganzer Jahrgang verloren“, sieht nicht nur Deutschlands erfolgreichster Nachwuchstrainer Michael Bartels, 24-maliger Titelträger mit hannoverschen Vereinen, die Situation für die Sportart schon jetzt kritisch.

Von Wolfgang Philipps