CORONA-FARCE: WASPO 98 OHNE SECHS IN BUKAREST
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Das „Wunder“ von Bukarest

Es gibt Leistungen im Sport, die noch nach Jahren bei den Zuschauern und Aktiven in Erinnerung bleiben und deren Geschichte immer wieder gern erzählt wird. Einen solchen magischen Moment erlebte der deutsche Wasserballmeister Waspo 98 Hannover im Champions-League-Hauptrundenspiel am Abend bei Steaua Bukarest. Mit 10:9 setzte sich das Team um Torwart Moritz Schenkel beim rumänischen Meister durch und festigte seinen fünften Platz in der Tabelle. So weit -so gut. Doch dieser Sieg bedeutet weit mehr als „nur drei Punkte“ in der Tabelle gegen einen Verfolger. Durch sechs Corona-Fälle im Kader musste Trainer Karsten Seehafer auf genauso viele absolute Leistungsträger verzichten, so dass kaum jemand auf solch ein Resultat gewettet hätte. Das restliche Aufgebot mit zahlreichen jungen Kräften wuchs schier über sich hinaus und schüttelte die katastrophalen Rahmenbedingungen auf sensationelle Weise einfach ab.
Aus zentraler Position besorgte Routinier Julian Real mit einem Aufsetzer aus der Distanz die Führung für die Niedersachsen mit dem ersten eigenen Angriff. Fünf torlose Minuten später brachte Aushilfskapitän Darko Brguljan einen überraschenden Wurf ins kurze Eck an Torwart Marius Tic vorbei zum 2:0 an. Kurz zuvor hatte Moritz Schenkel glänzend gegen den früheren Spandauer Tiberiu Negrean pariert. Die Defensive leistete Herkulesarbeit und die jungen Akteure wie Linus Schütze, Maximilian Froreich, Jan Rotermund, Niclas Schipper und Steffen Hülshoff fügten sich blendend ein. In der letzten Minute des ersten Viertels kamen die Rumänen durch einen Gewaltwurf von Mihnea Gheorghe zum 1:2. Fraglich ist allerdings, ob der Ball wirklich mit vollem Umfang die Linie überquerte, ehe ihn Schlussmann Schenkel zu fassen bekam. Doch im Gegenangriff stellte Phillip Kubisch mit einem brachialen Schuss in Überzahl den alten Abstand wieder her, der zur ersten Pause noch Bestand haben sollte.
In Überzahl überwand schließlich Gheorghe mit seinem zweiten Treffer in der Partie die Deckung von Waspo 98 zum erneuten Anschlusstreffer, nachdem in den ersten vier Minuten des zweiten Viertels kein weiterer Torerfolg erzielt wurde. Doch wieder schlugen die Hannoveraner unverzüglich zurück. Matija Brguljan setzte einen präzisen und unerwarteten Wurf ins lange Eck in Überzahl. Mit unmittelbar ablaufender Angriffszeit erzielte Francesco Iudean für die Gastgeber, die lautstark von ihren Fans unterstützt wurden, das 3:4, doch wieder dauerte es nur eine Minute, ehe die Waspo-Abwehr einen Ball gewann, Torwart Moritz Schenkel sofort schaltete und einen präzisen Pass auf den enteilten Darko Brguljan anbrachte, der wiederum Schlussmann Tic zum 3:5 kurz vor dem Seitenwechsel auswackelte.
Zu Beginn des dritten Viertels kam Steaua Bukarest dann aber mächtig auf. Nach einer sensationellen Parade von Schenkel, landete der Ball erneut bei den Gastgebern und der international erfahrene Tiberiu Negrean nutzte seine gute Position zum erneuten Anschlusstreffer mit einem Wurf in die lange Ecke. Nur eine Minute später verwerteten die Rumänen, die über zahlreiche Nationalspieler ihres Landes verfügen, eine wiederholte Überzahlsituation zu einem schnellen Anspiel in den Center, das Alexandru Gheorghe zum erstmals markierten Ausgleichstreffer für Steaua veredelte. Doch Waspo 98 meldete sich nach längerer torloser Phase eindrücklich zurück. Ein „flotter Dreier“ binnen exakt 100 Sekunden brachte die Gäste aus Niedersachsen mit 8:5 in Führung und sorgte für Entsetzen auf der rumänischen Bank. Zunächst hatte Julian Real sich im Center von Phillip Kubisch anspielen lassen und drückte den Ball zur 6:5-Führung über die Torlinie. Kurz darauf nutzte Trainer Karsten Seehafer eine Hinausstellung der Gastgeber zu einer Auszeit, um den folgenden Angriff zu strukturieren. Dies gelang vortrefflich als Matija Brguljan von der linken Seite auf dem kurzen Dienstweg einsandte. Schließlich brachte „Magier“ Darko Brguljan einen völlig überraschenden Wurf aus größerer Distanz an Torwart Tic vorbei zur ersten Führung mit drei Toren Vorsprung an. Steaua Bukarest musste sich schütteln, kam aber durch einen verwandelten Strafwurf von Vlad Georgescu noch vor der letzten Pause auf 6:8 heran.
Und die Gastgeber wollten mit Macht die Wende erzwingen. Nach einer Hinausstellung gegen Hannover gelang Mihnea Gheorghe gleich im ersten Angriff des letzten Spielabschnitts der Anschlusstreffer. Und damit nicht genug: Zwei Minuten danach nutzte Nino Mudrazija eine Kontergelegenheit frei vor Moritz Schenkel sogar zum Ausgleich und sorgte für euphorische Stimmung auf den Rängen. Doch Waspo 98 hatte an diesem Abend immer eine passende Antwort parat. Nach einem Pfiff zu einer Hinausstellung nutzte Julian Real die kurzfristig entstandene Verwirrung bei den Gastgebern und bediente sofort den frei stehenden Center Jorn Winkelhorst, der binnen einer halben Sekunde zum 9:8 für sein Team treffen konnte. Ein außerordentlich präziser und harter Schuss von Vlad Dragomirescu erbrachte für Steaua rund 90 Sekunden vor dem Ende den wiederholten Ausgleich. Die Pointe des Abends lag jedoch in den Händen von Waspo 98. Nach einer weiteren Hinausstellung der Gastgeber landete der Ball nach einer Stafette bei Jorn Winkelhorst und der bugsierte das Spielgerät aus für ihn ungewohnter Halbdistanz mit einem Aufsetzer ins lange Eck und sorgte beim Torjubel für eine Explosion auf der Waspo-Bank. Doch noch waren 17 Sekunden zu spielen. Noch einmal gelang es die Reihen zu schließen und trotz eines Ausschlusses von Linus Schütze wenige Sekunden vor Schluss gelang den Rumänen der Ausgleich nicht mehr.
Der Rest war Jubel und die Gewissheit etwas ganz Besonderes vollbracht zu haben. Mit diesem Erfolg konnte der deutsche Meister in seiner Hauptrundengruppe mächtig Boden gut machen und kann, sollte einer der Favoriten noch schwächeln, weiterhin von der Teilnahme an der Endrunde der Champions League träumen.
Doch unabhängig davon wird der Abend von Bukarest als Triumpf des Willens über die widrige Ausgangslage in Erinnerung bleiben. FG